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Das Mittelalter FAQ |
Abbildungen des Mittelalters, mittelalterliche Bilder
In wieweit kann man den Abbildungen Mittelalterlicher Bilder trauen?
Bevor wir uns ausführlich der Frage widmen, sollten wir zuerst einmal betrachten, was wir dort betrachten.
Denn diese Frage hat viele Aspekte. Daher sollten wir uns die folgenden Fragen stellen,
- Welcher Art war die Kultur dieser Zeit (KEINE WERTUNG!)
- Lesen und schreiben war nur einer dünen Schicht der Bevölkerung vorbehalten
- Der oberste Richter und allgegenwärtig war Gott
- Der Glaube spielte eine Absolut vorrangige Rolle
- Die Weltsicht war einfach gestrickt und gründete sich auf die Religion
- Niemand hatte die Absicht, den nachfolgenden Generationen Informationen über das "Hier und Jetzt" zu hinterlassen.
- Die Geschichtswissenschaften gab es nicht!
- Für wen wurden die Bilder gemacht
- Meist für die Zielgruppe, welche nicht lesen konnte
- Warum und zu welchem Zweck wurden die Bilder erstellt
- In erster Linie, um eine Geschichte zu erzählen, etwas zu berichten
- Wenn das Bild dem Schmuck diente, so war auch hierin eine Geschichte erzählt
- sozusagen die ersten COMICS
Als Beispiel hier zwei Abbildungen:
- bild 1 -
- bild 2 -
In den hier gezeigten Abbildungen sehen wir die Darstellung
1. der Erstürmung einer muslimischen Burg zur Zeit der Kreuzzüge
2. zwei Ritter im Kampf
Zu 1.
- Wir können hier deutlich folgende Dinge sehen:
- Die Ritter sind um ein Vielfaches größer, als die Verteidiger
- Die Festung der Muslime sieht aus wie eine fränkische oder sächsische Burg
- Alle Ritter tragen die gleiche Rüstung
- hieraus könnte man also Folgendes fragen:
- haben die Ritter wirkliche Muslime belagert? Oder eher vielleicht Pygmäen?
- haben die Muslime tatsächlich nach dem Vorbild von fränkischen oder sächsischen Burgen gebaut?
- Wurden die Ritter, welche zum Kreuzzug auszogen, alle vom Papst in die gleiche Rüstung gesteckt?
Natürlich nicht.
Zu 2.
- Wir können hier deutlich folgende Dinge sehen:
- Ein Schwert, offensichtlich ein Bidenhänder, ohne Parierstange
- Ein Schwert, an dem wohl eine Seite der Parierstange einen halbmondförmigen Aufsatz hat
- hieraus könnte man also Folgendes fragen:
- Es hat also offensichtlich Bidenhänder ohne Pariersange gegeben
- Ist der Halbmondförmige Aufsatz ein Hinweis auf einen Muslimen und hatten die dann die gleichen Rüstungen?
Oder ist das eine Schneide, (Klinge)? Und gab es vielleicht nur solche Bidenhänder und das andere
ist ein Übungsschwert?
Hmmm...
Und nun?
Vielleicht sollte man die zeitgenössischen Abbildungen nicht als einen BERICHT sehen, der uns Bauanleitungen liefern sollte,
sondern als einen Bericht der Ereignisse. Niemand interessierte es damals, ob Karl-Heinmz einen Strick als Gürtel hatte oder Friedhelm einen erbeuteten muslimischen Helm auf dem Kopf. Dieses Detail hätte den Betrachter allerhöchsten verwirrt.
Es war selten üblich, in einem Bild eine natur- und detailgetreue Wiedergabe zu erstellen.
Mit Bildern wurden Geschichten erzählt, in den seltensten Fällen hat der Zeichner oder Maler diese selbst erlebt.
Er hat sie selber gehört, oder vielleicht gelesen, in einem Brief zum Beispiel.
Die Künstlerische Freiheit hatte einen großen Spielraum.
Wir dürfen nicht annehmen, nur weil etwas auf einer Abbildung zu sehen ist, das es genau so war.
Ein einfaches Beispiel unabhängig von den obigen Bildern:
Gerichtsbverhandlungen z.B. gegen Wehrwölfe (Wolfsmenschen) sind belegt, von der einen oder anderen Hinrichtung oder Verhandlung gibt es Bildmaterial. Was wir dort sehen, sind Wehrwölfe. Kaum jemand nimmt heute an, das es damals als auch heute solche Wesen gab oder gibt. Man könnte natürlich behaupten, da sie abgebildet sind, hat es diese Wesen im Mittelalter gegeben. PUNKT Unter berücksichtigung der Kultur, der Religion und der Aufgabe von Bildern relativiert sich das ganze.
Zurück zu unseren obigen Bildern.
Zu 1
können wir sicher annehmen, das ein Heer eine Burg angegriffen hat, aus der Beschreibung
(mittelalterliche Bilder hatten häufig textliche Komemntare, für jene, die des Lesens mächtig waren, daher wissen wir von eingien überhaupt erst, was darauf zu sehen ist.) wissen wir,
das es sich um eine Schlacht der Kreuzzüge gehandelt hat, es wurde in der Tat eine muslimische Burg angegriffen.
Der Zeichner aber wohl nie selbst im Heiligem Land war. Was er dort zeichnet, hat er vom Hörensagen
und stellt es so dar, wie es in seiner Vorstellung Raum und Ausdruck hat.
Besonders hervorgehoben eben die "edlen, großen, stolzen, siegreichen, glänzenden Ritter".
15.000 Menschen (wenn man den Berichten glaube schenkt), davon nur ein kleiner Teil Ritter,
für eine Strecke von 150 km benötigte man ca. 20 Tage,
schlechte Versorgung mit Wasser und Nahrung, extreme Hitze wechselt mit extremer Kälte der Nacht,
total ungewohntes Klima, regelmäßige Angriffe der Sarazenen, Verluste, schwere Rüstung, schwere Ausrüstung,
stetig wehender Wind, der feinen, reibenden Sand mit sich führt,
schleppt sich dieser Heerwurm durch eine lebensfeindliche Landschaft.
Da sieht nach 20 Tagen niemand mehr aus
als würde er gerade seine persönlichen Räume der heimatlichen Burg nach einem ausgiebigen Bad und einem
gutem Essen verlassen.
Da glänzt auch nichts mehr. Das Einzige, was hier Katastrophen verhindern hilft,
ist eiserne Disziplin.
Nach so einem Marsch eine Festung anzugehen ist verlustreiches, blutiges Handwerk.
Das, kann man natürlich nicht wirklich darstellen. Das will auch niemand sehen.
Wenn wir also ein Heer von Rittern sehen und alle haben einen Plattenpanzer, bedeutet das nur, das unser Maler
mal einen Plattenpanzer gesehen hat oder von einem solchem gehört hat. Wann und wo auch immer.
Nicht, das sie alle einen hatten. Nichtmal, das einer einen hatte.
Auf Grund der Aufgaben solcher Bilder stecken in ihnen ungewöhnliche viele Symbole, die wir so, mit unserem heutigem Verständnis von Symbolen, auf den ersten Blick nicht erkennen.
Vielleicht war in seinem Umfeld der Plattenpanzer auch ein Synonym für eine spezielle Gruppe von Menschen
und das sollte hier zum Ausdruck gebracht werden.
Und wenn er nur von Ihm gehört hat, bedeutet es noch lange nicht,
das Plattenpanzer genau so ausgesehen haben! (Eigentlich auch dann nicht, wenn er ihn gesehen hat.)
(Ausgenommen, er hätte genau dafür einen Auftrag und die Vorlage.)
Es ist also sehr schwer, von einem zeitgenössischem Bild aus dem Mittelalter, irgend welche Details
als Nachweis abzuleiten. Es war keine "Abbildende Kunst".
Es waren Geschichten, auch Propaganda, die in erster Linie
die Vorstellungen des Malers einer Situation wiedergegeben haben.
Der Künstler legte auch großen Wert auf einen Wiedererkennungswert, das heisst, er will, das sein
Publikum auch ohne Informationen durch Schrift die Teilnehmer und Akteure erkennt. (Symbolcharakter!)
Eher hat der Zweck eines solchen Bildes Einfluss auf den Inhalt, als das Dargestellte.
Halten wir uns unüberprüft an solche Bilder, stellen wir die Welt des Mittelalters so dar,
wie sie in der Vorstellung des Malers, zu dem Bild ensprechendem Zweck, war.
Das wäre eine böse Falle!
Tragen wir jetzt also wegen eines solchen Bildes alle Plattenpanzer, rennen wir vielleicht mit einem Synonym
für "heidnische Überläufer" herum! (NUR ein drastisches Beispiel!)
Oder Teppichstickereien.
Ist auf einem Teppich eine Schlacht abgebildet, können wir zwar davon ausgehen, das es sie gegeben hat,
wenn noch weitere Hinweise darauf existieren.
Doch bitte, wer hat denn den Teppich gestickt?
Die Krieger der Schlacht? OH! Nicht?
AH! Fauen, waren die dabei? Nicht?!
Wenn wir auf so einer Stockerei 50 "Helden" und 50 Gegner sehen, gehen wir doch auch nicht
davon aus, das es lediglich 100 Beteiligte waren.
Warum gehen wir dann davon aus, das der Rest auf der Abbildung 1 : 1 der Realität entspricht?
Wenn alle Angelsachsen, beispielsweise mit ein und dem selben Helm dargestellt sind, und die Normannen
tragen einen anderen Helm, jeder Normanne aber auch den selben, dann bedeutet es nicht sofort,
das dies auch so war.
Zum einen kann man über die Darstellung zum Beispiel des Helmes deutlich machen, wer wohin gehört und
was seine Aufgabe war.
Zum anderen hätte der Teppich wohl mehr als das doppelte an Zeit für seine Fertigstellung gebraucht,
hätte man jeden Soldaten mit dem abgebildet, was er auf dem Kopf trug.
Einmal abgesehen davon, das die Stickerinnen ja garnicht dabei waren.
Also, vorsicht mit der Annahme, nur weil es auf einem Bild zu sehen ist, hat es das so und nicht anders
gegeben!
Dann könnte man auch behaupten, die Kettenringe der Kettenhemden
(Jene Ringe, die manchmal als Plattenpamzer bezeichent werden.)
hätten einen Durchmesser von 6 - 8 cm gehabt. Das tut doch auch niemand.
Was wir auch mit Vorsicht geniesen müssen und worauf wir achten sollten, sind Darstellungen über das Mittelalter aus dem 19. Jh.! Diese dürfen wir nicht mit mittelalterlichen Zeichnungen verwechseln!
Das alles änderte sich allerdings mit dem Beginn der Neuzeit und der Aufklärung!
Den Unterschied mittelalterlicher Zeichnungen, die häufig eher einen Strichmännchen-Charakter haben
und der Bilder des ausgehenden und beginnenden 15. Jh. sind überdeutlich.
Als Beispiel hier einmal zwei Bidler aus Mittelalter und Renessaince
Renessaince
Mittealalter
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